Stephanuspost 8 – Vergesst die Verfolgten und Bedrohten nicht


Stephanuspost 8 – Vergesst die Verfolgten und Bedrohten nicht

Hier finden Sie die gesamte 8. Ausgabe der Stephanuspost: Stephanuspost_#8

Die Idee des Stephanuskreises ist es von Beginn an, nicht sich selbst in den Vordergrund zu rücken. Wir bieten den Menschen eine Bühne, die sonst  nicht gehört werden, wir lassen Menschen ihre Geschichte erzählen. Menschen, die wegen ihrer Religion flüchten müssen, die ein rechtloses Leben führen. Diese Erzählungen leben nicht alleine von den Vorträgen selbst. Oftmals ist es die kaum bemerkbare kurze Pause, wenn ein Gast die Sprache verliert, weil die Erinnerungen zu schwer fallen. Es ist die nachhaltige Empörung, die die Arroganz und der Machtmissbrauch von Despoten auslöst. Und manchmal schockiert nichts mehr als wenn ein Opfer nüchtern schildert, auf welche Art und Weise sie oder er gefoltert wurden. Diese nachhaltigen Momente, die sich im Laufe der Zeit zu einer Überzeugung und zu politischem Handlungsdrang verwandeln, lassen sich nicht digitalisieren. Deshalb sehe ich eine Gefahr: „Es ist nicht der Stephanuskreis an sich, dem im Angesicht der Pandemie ein Bedeutungsverlust droht. Wir arbeiten auch ohne unsere liebgewonnenen Sitzungen weiter, wenn auch mehr fokussiert auf einzelne Schicksale. Was aber durchaus droht, in dieser nachhaltig andauernden Krise zu verlieren, ist die Sache. Lassen wir es gemeinsam nicht zu, dass die verfolgten und bedrohten Menschen dieser Welt alleine stehen.“

Es war daher perfektes Timing, dass wir in diesem November den zweiten Bericht der Bundesregierung zur weltweiten Lage der Religionsfreiheit im Plenum debattierten. Ich danke besonders „unserem“ Beauftragten der Bundesregierung, Markus Grübel, für seine Arbeit. Zwei von drei Menschen leben in einem Land, in dem die Religionsfreiheit eingeschränkt ist. Wir sprechen über existenzielle Verfolgung. In Pakistan droht einem Menschen die Todesstrafe, wechselt sie oder er ihren oder seinen Glauben. In China ist mittlerweile weit mehr als 1 Million Menschen der uighurischen Minderheit „umerzogen“ worden. Sie kennen die Berichte der Mädchen in Nigeria, die ihren Familien entrissen werden, um sie als „fromme“ Gläubige zu indoktrinieren. Die Welt rückt immer näher zusammen. Was extremistischer Furor anrichten kann, sehen wir nach Jahren des Wütens des IS im Irak und Syrien. Doch sehen wir es nur dort? Nein! Paris, Nizza, Wien und Dresden zeigen uns, dass beispielsweise der Islamismus auch mitten in Europa existiert. Natürlich geht es Extremisten nicht um die Religion. Doch um das zu erkennen, müssen wir uns dem Thema Religions- und Weltanschauungsfreiheit widmen. Und hierfür reicht eine halbstündige Debatte im Deutschen Bundestag nicht aus!

Wie wollen wir weltweit für Toleranz, Achtung der Menschenwürde, Rechtstaatlichkeit streiten, wenn wir uns selbst der Diskussion entziehen? Wie wollen wir Extremisten demaskieren, ihre scheinbar religiöse Motivation doch nur als Hass und Machtfantasien enttarnen? Machen wir uns klar, Menschenrechte wirken interdependent. Dort, wo ein Menschenrecht wie die Religionsfreiheit missachtet wird, dort gelten auch Frauen und Männer kaum als gleichberechtigt, dort darf man die eigene Meinung nicht aussprechen, sich nicht versammeln und vor Gericht angemessen verteidigen. Der Kampf um Menschenrechte gelingt nur vollumfänglich oder eben gar nicht.

Sie finden in dieser Ausgabe:

  • Ein Interview mit Markus Grübel (Beauftragter der Bundesregierung für die weltweite Religionsfreiheit) zum 2. Religionsfreiheitsbericht der Bundesregierung
  • Gastbeitrag von Volker Kauder MdB: „Das hohe C“
  • Gastbeitrag von Uwe Heimowski (Politischer Beauftragter der Evangelischen Allianz): „Wenn das Kreuz missbraucht wird“
  • Ein Erfahrungsbericht von Tim Kuschnerus (GKKE): „In Kenia sprechen die Religionen über Frieden“
  • Ein Rückblick auf die Veranstaltungen des Stephanuskreises
  • Und vieles mehr.

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