Auf Werten ruhend, die Zukunft gestaltend. Europas Kern.


Auf Werten ruhend, die Zukunft gestaltend. Europas Kern.

Das Vorwort von Heribert Hirte, Vorsitzender des Stephanuskreises in der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, zur 6. Ausgabe der Stephanuspost. Die gesamte Ausgabe finden Sie hier: Stephanuspost_6. 

Sprechen wir von der Europäischen Union, so benutzen wir oft die Bezeichnung „Projekt Europa“ – worauf beruht dieses Projekt Europa? Zu Beginn stand der Wunsch nach Frieden. Aus heutiger Sicht ist der Mut zur Versöhnung durch die Schuman-Erklärung kaum mehr fassbar, weil so selbstverständlich. Doch angesichts eines nach zwei Weltkriegen zerstörten Kontinents waren sich Adenauer, de Gasperi, Bech, Monnet, Churchill und die vielen anderen einig: Nur ein miteinander verbundenes Europa kann Wunden schließen. Der Leitgedanke Schumans war: „[E]in[en] Krieg zwischen Frankreich und Deutschland nicht nur undenkbar, sondern materiell unmöglich [zu] machen“. So stand die Idee Europas als Friedensprojekt an allerster Stelle, der Weg dorthin führte über wirtschaftliche Verflechtung. Die visionäre Kraft der Botschaft „Nie wieder Krieg“ war auch Antrieb für Helmut Kohl. Kohl baute aus tiefer Überzeugung mit an dem Haus Europa, unter dessen Dach die deutsche Einheit erst möglich wurde.

Heute muss sich die EU neu erfinden. Vor allem die junge Generation nimmt Frieden in Europa als selbstverständlich wahr. Für die Politik gilt es, das Friedensprojekt Europa neu zu definieren. Eine besser koordinierte europäische Außen- und Sicherheitspolitik ist hier der richtige Weg. Nur gemeinsam können die Länder Europas international eine gewichtige Stimme haben. Und diese Stimme ist angesichts zahlreicher diffuser Krisen und weltweiter Kriege bitter nötig. Die Stabilität des „Konstruktes Europa“ garantiert es uns, in wertebasierten Gesellschaften zu leben. Daher sollten wir wieder herausheben, welche Werte uns als Europäer im Kern verbinden: Achtung der Menschenwürde, Freiheit, Demokratie, Gleichheit, Rechtsstaatlichkeit und die Wahrung der Menschrechte, insbesondere der Religionsfreiheit. Eine Grundlage der Europäischen Union ist das klare Bekenntnis zur Förderung und zum Schutz der Menschenrechte, der Demokratie und der Rechtsstaatlichkeit. Die Charta der Grundrechte der Europäischen Union garantiert den EU-Bürgerinnen und – Bürgern bestimmte Rechte nach innen; gleichzeitig sind Menschenrechte in den Beziehungen der EU zu anderen Ländern und Regionen ein fest verankertes Element – ein elementarer Unterschied zu vielen anderen Regionen der Welt, der die EU so besonders macht.

Diese Werte beschrieb der Politikwissenschaftler Wolfgang Bergsdorf einmal als „säkulare Derivate“, da sie aus der Kontroverse mit und aus dem Christentum selbst hervorgegangen sind. Deshalb widmet sich der Fraktionsvorsitzende der EVP, Manfred Weber, in seinem Gastbeitrag diesem Anliegen: Wie können wir uns selbstbewusst auf die christlichen Wurzeln und damit auf verbindende Werte Europas berufen, zugleich aber das richtige Maß an Toleranz pflegen? Populisten arbeiten europaweit nach ähnlichen Mustern: Das Konstruieren des Bildes einer geschlossenen Gemeinschaft und der Missbrauch von Merkmalen wie der Religion als Abgrenzung gegenüber anderen Menschen. Warum ein solches Weltbild zutiefst gegen europäische wie christliche Ideale verstößt, erklärt Volker Kauder in einem Beitrag. Ein Bewusstsein für unsere Werte, die offene Diskussion um sie und das selbstbewusste Vertreten dieser Überzeugungen machen Europa zu einem glaubwürdigen Player in der internationalen Politik. Dafür stehen wir auch nach dieser Wahl ein.

Vorheriger Artikel Nächster Artikel

Wir verwenden Cookies, um Ihnen einen bestmöglichen Service zu bieten. Die Daten werden zur Optimierung unserer Webseite und zu Online-Marketingzwecken sowie statistischer Auswertung erhoben. Klicken Sie auf „OK”, um der Nutzung von Cookies zuzustimmen. Weitere Informationen finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.