Maria 2.0 und die Kirche: Alle Dienste, alle Ämter, alle Führungspositionen auch für Frauen.


Maria 2.0 und die Kirche: Alle Dienste, alle Ämter, alle Führungspositionen auch für Frauen.

Ein Gastbeitrag von Mechthild Heil für die 7. Stephanuspost, hier als PDF zu finden: Stephanuspost_7.

Maria 2.0 geht auf eine Initiative von katholischen Frauen aus dem Bistum Münster zurück. Sie wollten den Missständen in der katholischen Kirche entgegentreten und riefen daher im Mai 2019 zu einer Woche des Boykotts und Streiks auf: Frauen sollten ihre ehrenamtlichen Tätigkeiten niederlegen und dem Gottesdienst fernbleiben.

Die Aktion stieß auf große Resonanz, die Zeit scheint reif zu sein. Die Aktion Stieß auf große Resonanz, die Zeit scheint reif zu sein. Dabei ist das Anliegen nicht neu: Der Wunsch nach einer geschlechtergerechten Kirche, in der Frauen und Männern zu allen Diensten und Ämtern, zu allen Leitungs- und Verantwortungsfunktionen gleichermaßen und gleichberechtigt zugelassen sind. Eine Kirche, die sie aus derselben Liebe zum Glauben gemeinsam leiten und gestalten, mit allen Rechten und Pflichten.

Neben meinen Bundestagsmandat setzte ich mich auch als Bundesvorsitzende der Katholischen Frauengemeinschaft Deutschlands für die Rechte von Frauen ein. 1999 forderte unser Verband erstmals öffentlich die Zulassung von Frauen zu allen Diensten und Ämtern in der Kirche. Wir sind schon so lange am Bretterbohren für eine geschlechtergerechte Kirche, dass wir genau wissen: Wir katholischen Frauen sind nur gemeinsam stark. Nur im Schulterschluss, nur mit vielen lauten Stimmen, und nur mit Mut, immer wieder neue Wege zu beschreiten, kann Veränderung gelingen. Wir freuen uns deswegen über alles, was dabei hilft, die neu entfachte Frauenbewegung in der katholischen Kirche noch sicht- und hörbarer zu machen. Bundesweit unterstützen hunderte kfd-Gruppen die Initiative Maria 2.0, viele mit eigenen Aktionen in ihren Gemeinden. Für viele Frauen ist ein Streik, Boykott oder eine Demo eine geeignete Form, ihrer jahrelangen Enttäuschung Ausdruck zu verleihen. Endlich werden ihre Stimmen gehört.

Es hat mit Machtmissbrauch und den im Herbst 2018 erneut bekannt gewordenen Missbrauchsfällen an Kindern zu tun, dass so viele Frauen gesagt haben: Jetzt ist Schluss. Der Missbrauchsskandal brachte dassprichwörtliche Fass zum Überlaufen. Als wir im Dezember 2018 bundesweit zur Aktion „Macht Licht an!“ aufriefen, schlossen sich tausende Menschen an. Sie leuchteten dunkle Kirchentüren mit Taschenlampen an und forderten mit einem Gebet zur Erneuerung der Kirche die Aufklärung der Missbrauchsfälle und die Abschaffung verkrusteter Machtstrukturen. 32.000 Unterschriften konnten wir der Deutschen Bischofskonferenz im März 2019 übergeben.

„Macht Licht an!“

Seitdem ist einiges in Bewegung gekommen, nicht nur durch Maria 2.0. In Deutschland, Österreich und der Schweiz, in Liechtenstein und Südtirol, sogar in Lateinamerika fordern Orden, Frauenverbände und Initiativen von Bischöfen und Vatikan, sich endlich der Lebensrealität der Menschen anzupassen und die Kirche zu öffnen, zu erneuern. Wenn wir aber nicht bald spürbare Veränderungen erkennen, läuft die Amtskirche Gefahr, dass die Frauen ihr scharenweise den Rücken kehren. Wir werden daher mit anderen Verbänden und der theologischen Forschung die drängenden Fragen weiter beharrlich verfolgen – jetzt, wo die Themen, die Frauen seit Jahrzehnten beschäftigen, in Bewegung gekommen sind. Das Maß ist voll, das ist deutlich erkennbar an der Welle der bundesweiten Entrüstung, nicht nur von Frauen.

Wenn die katholische Kirche in Deutschland es ernst meint mit ihrem Reformwunsch, muss sie sich mit der Frage nach dem Zugang von Frauen zu allen Diensten und Ämtern dringend auseinandersetzen – ohne Geschlechtergerechtigkeit kann und wird es keine wirkliche Reform geben. In diesem Sinn geben wir dem synodalen Weg eine vielleicht insgesamt für die Kirche letzte Chance.

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